Seit knapp zwei Monaten ist die neue Novelle zum Wiener Tierschutzgesetz in Kraft und die Wiener Hundehalter sind empört. Des Menschen liebster Freund wird hier zum gefährlichen Todfeind erklärt und teilweise fragwürde Verbote ausgesprochen. alles roger? hat die zentralen Punkte der Novelle zusammengefasst und mit der Tierschutzbeauftragten der FPÖ, Philippa Strache, über die neuen Gesetze und Ulli Sima gesprochen.
Interview: Roland Hofbauer und Jeanette Brunner
Aktuell gibt es wieder große Aufregung um Stadträtin Ulli Sima und ihre Novelle zum Wiener Tierschutzgesetz. Wie sehen Sie diese teils hundefeindliche Causa?
Diese Gesetzgebung trägt auf keinen Fall zu einem friedlichen Miteinander bei und vor allem tragen ihre teilweise bereits umgesetzten Forderungen nicht zu einer Verbesserung der Situation bei. Vielleicht hätte man da kundige Experten aus Österreich zu Rate ziehen sollen und keine aus Deutschland oder sonst woher.
Bis dato spricht Frau Sima immer von Experten, macht aber deren Namen und Gutachten nicht öffentlich. Macht das für Sie Sinn?
Immerhin wissen wir mittlerweile nach zehn Jahren, dass die Experten eben aus Hamburg und Berlin sind, was gar keinen Sinn macht, dort sind die Gegebenheiten ja ganz anders und die Zustände für Hunde wirklich nicht nachahmenswert. Man hat in Österreich ohnehin Vorzeigebundesländer wie zum Beispiel Oberösterreich, dort werden bei steigender Hundezahl immer weniger Menschen gebissen.
Was müsste sich denn ändern, um eine Verbesserung herbeizuführen?
Das Problem liegt fast immer beim Halter, es gibt leider Menschen, die die Loyalität eines sogenannten Listenhundes ausnützen und ihn gezielt missbrauchen. Eine Verbesserung wäre ein Sachkundenachweis für jeden Hund, vielleicht anfangs auf freiwilliger Basis, der Nachweis nimmt drei Stunden in Anspruch, funktioniert aber in Oberösterreich bereits richtig gut. Die Halter sind im Nachhinein überrascht und dankbar über einige Dinge die sie dort lernen.
Vor 40 Jahren gab es viele Rassen noch gar nicht in Österreich. Sollte man gewisse Rassen, eben die sogenannten Listenhunde, generell bei uns verbieten?
Für mich ist das absolut nicht denkbar und auch nicht sinnvoll. Wenn man sich die Beiß-Statistik ansieht, dann ist nicht einmal ein Drittel der Hundeattacken auf Listenhunde zurückzuführen. Auch findet man den ersten Listenhund, den Rottweiler, erst auf Platz sechs in der Statistik der am häufigsten zubeißenden Rassen. Es gibt auch keinen weiteren Listenhund in den Top Ten.
Haben Sie den Eindruck, dass hier von den Medien gezielt Stimmung gegen Hunde gemacht wird?
Ja, absolut. Hier wird sehr reißerisch über Hundeattacken berichtet. Oft liest man erst im Text, dass es sich um einen Labrador oder einen Dackel handelt, aber die Story wird absichtlich mit einem Foto von einem Listenhund bebildert.
Einige Menschen glauben, dass das Hunde-Bashing auch etwas mit der zunehmenden muslimischen Gemeinde in Wien zu tun hat. Hunde gelten im Islam als unrein und verhasst. Können Sie das bestätigen?
Das möchte ich nicht mutmaßen oder kommentieren
Haben Sie den Eindruck, dass Ulli Sima Hunde nicht mag?
Ja, definitiv. Ich denke mir, wenn ich so ein rigoroses Gesetz beschließe und es mir um ein friedliches Miteinander geht, dann suche ich doch das Gespräch mit heimischen Experten, Tierärzten, Hundepsychologen und sage nicht in einem Interview, dass manche Hunde auch sehr hässlich sind. Ich fände es sehr schön, wenn Ulli Sima sich einmal persönlich mit mir austauschen würde, eventuell kommen wir dann sogar auf einen gemeinsamen Nenner.