Hitlers Geburtshaus wird jetzt also doch nicht abgerissen, nur renoviert und umfunktioniert. alles roger? fragt sich: Was kann so ein Gebäude eigentlich dafür, dass man es zur immobilen Schande erklärt?
Nicht braun, sondern beige und weiß steht es da, ein desolates Denkmal in Braunau am Inn.
Salzburger Vorstadt 15. Das Haus, in dem ER geboren wurde. Als Baby hatte er noch keinen Schnauzer und auch noch keinen Scheitel. Dem Haus war's egal, es stand da, damals wie heute. Adolf Hitlers Wohnort.
Nach all den Jahren der Schmach entflammte letztens die Diskussion, was denn nun wirklich zu tun sei mit diesem bösen Haus. Abrissbirne? Sprengen? Oder stehen lassen und wegschauen? Wie geht man um mit so ... etwas? Großes Trara. Und Rätselraten um eine politische Lösung, die es allen recht macht.
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Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer, Innenminister Wolfgang Sobotka und der Braunauer Bürgermeister Johannes Waidbacher steckten die Köpfe zu einem trialogen Arbeitsgespräch zusammen. Eifrig beratschlagten sie, wie man aus der Nummer herauskäme. Zuvor hatte der National-rat die Enteignung des Hauses beschlossen. "Wir haben uns entschlossen, es nicht abzureißen", sagte Pühringer; er wollte sich nicht dem Vorwurf aussetzen, ein "Kapitel belastender Geschichte" auszuradieren. Sobotka hätte es lieber dem Erdboden gleichgemacht. Aber warum? Wäre dadurch eine Schuld getilgt oder die Historie geschönt worden, fragt sich ein Bewohner von Braunau? Was kann das Haus dafür, dass ein Gschrapp zum Diktator und Massenmörder wurde? Vielleicht waren die Erdstrahlen schuld. Aber wie geht man grundsätzlich mit Orten des Schreckens um? Mit Schauplätzen, die von Menschen bewohnt wurden, die Geschichte schrieben, ob gut oder grausam. Bejubelt man das eine Haus und spuckt man auf das andere? Schlendert man wohlmeinend und nickend durch das eine und pinkelt man beim anderen in ein dunkles Eck?
Die Lösung in diesem Fall war eine salomonische. Die Führung des Gebäudes wird der oberösterreichischen Lebenshilfe angeboten, die dort bis vor fünf Jahren eine Tagesheimstätte betrieben hatte. "Eine soziale Nutzung ist ein lebensbejahendes Zeichen, ein Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus."
Konkret heißt das, dass eine Arbeitsgruppe eingerichtet wurde, die bis Sommer nachdenkt, was jetzt weiter geschieht, rechtlich, organisatorisch und überhaupt.