El Gouna ist ein Urlauberparadies in Ägypten. Eine Lagunenstadt am Roten Meer. Nur rund 20 Kilometer nördlich von Hurghada gelegen und doch so ganz anders. Die Stadt ist so sauber wie wenige in Europa. Samih Sawiris, der Erbauer von El Gouna, hat eine Vision. Er möchte, dass seine Stadt gänzlich grün wird.
Text: Martina Bauer
Das "Venedig am Roten Meer" wird El Gouna aufgrund seiner spannenden Wasser-Land-Struktur gerne genannt. Es ist nicht nur Magnet für Sonnenanbeter, Kitesurfer, europäische Geschäftsleute und wohlhabende Ägypter, sondern auch für die Liebhaber der aufregenden Unterwasserwelten. Umweltschutz steht hier an oberster Stelle.
"Meine Vison für El Gouna ist, wenn sie komplett als grün bezeichnet werden darf, dass sie tatsächlich keine Belastung für diesen Planeten darstellt. Das ist viel Arbeit, an der Tausende beteiligt waren und sind", sagt Sawiris, der aus einer reichen koptischen ägyptischen Familie stammt und in Berlin an der Technischen Universität studiert hat. Hohe Standards sind ihm wichtig. Das merkt man. El Gouna ist wie eine europäische Exklave am Roten Meer. Vor allem in Sachen Sauberkeit und Umweltschutz ist es nicht nur in Ägypten absoluter Vorreiter.
Solarfeld und E-Bikes
2014 wurden die Anstrengungen mit dem Global Green Award belohnt. Dem aber nicht genug, ist das große Ziel des Unternehmers, die Stadt CO2-neutral zu machen. Bis dahin ist es aber noch ein steiniger Weg. "Derzeit wird an der Idee eines riesigen Solarfeldes gearbeitet, um El Gouna so weit wie möglich selbst mit Energie zu versorgen", sagt Jasmin Hussein, die Office Managerin des General Managers von El Gouna. Hussein ist gebürtige Grazerin und erklärte gegenüber alles roger? die weiteren Engagements der Stadt.
So gibt es zum Beispiel schon länger eine Mülltrennungs- und Recyclinganlage. "Alles, was nicht vor Ort wiederverwertet werden kann, wird dafür nach Kairo transportiert. Der organische Abfall der Hotels wird entweder an die Tiere der stadteigenen Farm verfüttert oder kompostiert. Das alte Brot geht an die Fischfarmen. El Gouna ist die einzige Destination in Ägypten, wo Touristen und Einheimische mit E-Bikes fahren können. Dafür wurde ein eigenes Sharing-System installiert. Das Wasser für die Haushalte wird zunächst entsalzt und dann in einer Kläranlage wiederaufbereitet, als Wasser zum Gießen für die Grünanlagen und den Golfplatz", so Hussein.
Plastik hochtauchen
Ein besonders wertvoller Beitrag sind die Strand- und Unterwasserreinigungen, die zweimal im Jahr veranstaltet werden. Dabei werden nicht nur sämtliche Strände der Lagunenstadt gereinigt, sondern auch das Meer rundherum. Dafür stellen die ansässigen Tauchschulen ihre Boote zur Verfügung und jeder, der tauchen kann und möchte, macht dabei mit. Jedes Jahr werden dadurch Unmengen von Plastik und anderer Müll aus dem Roten Meer gefischt, was der atemberaubenden Unterwasserwelt das Leben rettet. Einerseits lieben die Touristen zwar die herrlich bunten Fische und die Korallenriffe, werfen aber andererseits gedankenlos Plastikflaschen, Zigaretten oder Ähnliches über Bord. Durch die Säuberungsaktionen möchte Orascom, das Unternehmen Sawiris, dem die Stadt gehört, auch mehr Sensibilität im Umgang mit der Natur schaffen.
Das Gleiche gilt für die Hotels, die am Projekt Green Star teilnehmen und auch ihr Personal dahingehend schulen. Gestartet hat Green Star der Firma GTZ (Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) 2008 als Pilotprojekt. Nun, zehn Jahre später, ist sehr viel passiert. Eines der besten Häuser vor Ort ist auch absolutes Vorzeigeobjekt. Das Three Corners Ocean View Hotel räumt jährlich viele Touristenpreise ab. Die Fünf-Sterne-Auszeichnungen von Green Star sind aber das Herzstück an der "Wall of Fame" des Hauses.
Bewusstsein schaffen
Im Besitz ist das Hotel von Susanne und Christophe Lambrecht, einem schwedisch-belgischen Ehepaar. Manager Hans Peter Haslinger kommt aus Haag in Niederösterreich. alles roger? traf sich mit dem Erfolgstrio zum Gespräch. "Mülltrennung und Wasseraufbereitung waren in El Gouna ja schon lange Standard, bevor das Green-Star-Projekt begonnen hat. Wir haben im Hotel auch schon einiges getan, aber irgendwie ohne Plan, ohne Personalschulungen. Nun hat das alles Struktur. Wir haben durch Green Star Kontrollblätter bekommen, die Möglichkeit für Mitarbeiterschulungen und wertvolle Tipps. Man darf ja nicht vergessen, dass das Personal aus Regionen kommt, wo der Mist oft noch aus dem Fenster geschmissen wird. Schulungen sind da ganz wichtig, auch für die Bewusstseinssteigerung. Mein Traum wäre, dass sie das auch in ihren Dörfern weitergeben", sagt Susanne Lambrecht.
Die Chancen dafür stehen gut, weil der Umweltgedanke wirklich ganz oben steht. Das merkt man nicht nur bei der extremen Sauberkeit, die im Ocean View herrscht. Das Personal, das für den Pool und die Reinigung zuständig ist, bekommt zum Beispiel eigene Schulungen für den Umgang mit Chemikalien und Reinigungsmitteln, die alle Eco-zertifiziert sind. Dennoch ist wichtig, dass nicht überdosiert oder falsch angewendet wird. Den Mitarbeitern gefällt, dass sie diesbezüglich auch eine hohe Verantwortung haben.
Stromsparen ist angesagt
Verantwortung ist ohnehin das Gebot der Stunde. Die Kriterien für die Green-Star-Zertifizierung, die von drei bis zu fünf Sternen möglich ist, sind die erfolgreiche Verbesserung der ökologischen Leistungen, Einsparungen von wertvollen Ressourcen und die Verringerung von Abfall. Im Ocean View setzt man auf Mülltrennung, Solarenergie, Wassersparer in den Duschen, Toiletten und Wasserhähnen, sorgsamen Umgang mit Elektrizität, Sparlampen und vieles mehr.
"Das beginnt schon bei der Anschaffung von Minibar- und anderen Kühlgeräten. Natürlich sind diese Geräte zunächst mal teurer, wie in Europa auch, aber die Energieeffizienz ist einfach wichtig für uns. Die Anlage für die Aircondition ist beschattet, damit der Motor weniger Strom braucht. Und die Glaskuppel über der Rezeption ist mit einer speziellen Hitzeschutzfolie beschichtet, wodurch weniger gekühlt werden muss", erklärt der österreichische Manager, der jeden Monat einen Bericht über Wasser- und Stromverbrauch bekommt, einige Maßnahmen des Ocean View. Stolz ist Haslinger, dessen geheime Leidenschaft die Zubereitung von Salaten für den Lunch ist, auch auf die kleine Mini-Farm mit diversen Kräutern, die direkt und frisch im Hotel verarbeitet werden.
Durch regelmäßige Befragungen werden die Gäste ebenfalls in das Projekt eingebunden. Auch sie können ihren Beitrag leisten, indem sie nicht mit ihrer Zweitschlüsselkarte den ganzen Tag die Klimaanlage im Zimmer laufen lassen, während sie am Strand liegen. Das Urlauberparadies im Einklang mit der Umwelt kommt ja nicht zuletzt auch ihnen zugute.