Dass Wladimir Putin die Wahlen in der Russischen Föderation gewinnt, daran hat ohnehin niemand gezweifelt. Dass er sie so imposant gewonnen hat, sitzt jetzt wohl wie ein Stachel im Fleisch seiner Gegner.
Text: Martina Bauer
Das Volk hat gesprochen. Und zwar in ganz klarer Sprache: Mit 76,7 Prozent kürte es Putin erneut zum Präsidenten. Ein Votum, das als patriotischer Fingerzeig der 109 Millionen wahlberechtigten Russen gewertet werden darf.
Das erklärte Wahlziel von Putin lautete zwei Mal 70, also bei der Wahlbeteiligung sowie bei der Stimmenanzahl. Mit 68 Prozent wurde das erste Ziel nur marginal verfehlt. Dafür wurde das zweite mit 76,7 Prozent um mehr als sechs Prozentpunkte übertroffen. Eine klare Bestätigung für den amtierenden Präsidenten und eine empfindliche Niederlage für seine Gegner - im In- und Ausland. "Das waren keine Wahlen, das war ein Feiertag der Patrioten", so war es bei der Pressekonferenz nach der Wahl zu hören. "Dies ist eine patriotische Antwort auf die beispiellosen Schikanen, die wir in ausländischen Medien gesehen haben", sagte der Politologe Sergei Markow. Für die Russen steht Putin in erster Linie für Stabilität. Für das leidgeprüfte Volk ein hohes Gut. Darum haben ihn auch viele gewählt, die ihn gar nicht so sonderlich schätzen. Ob das dem Westen passt oder nicht.
Angriffe halfen Putin
"Wir werden einen Wutanfall sehen, passen Sie auf. Aber was bewirkt es? Es gibt eine wunderbare östliche Weisheit: ,Werfen Sie Steine auf mich, werfen Sie Schlamm auf mich, ich bin ein Fluss. Wir sind ein Fluss, und deshalb sind keine Steine oder Dreck für uns schrecklich?", sagte Filmregisseur Nikita Michalkow in Erwartung der Kritiken aus dem Ausland. Lange haben die westlichen Medien, die großteils Fans des kriminellen Oppositionellen Alexei Nawalny sind, mit ihren Anschuldigungen auch nicht gewartet. Dabei haben sie dieses klare Ergebnis selbst mitverursacht. Der Schuss ging - wie bei den Sanktionen - wieder einmal nach hinten los.
Vorwürfe werden untersucht
In Russland läuft jedenfalls alles nach Plan. Mit dem vorläufigen Ergebnis wurde auch verkündet, dass keine Hacker die Wahlen der Russischen Föderation beeinflussen konnten, was nicht heißt, dass es keine Angriffe gegeben hat, "aber unsere Technologie war unüberwindbar", hieß es dazu. Auch das war ein kleiner Seitenhieb auf jene westlichen Länder, die permanent darüber jammern, dass russische Hacker offenbar nach Belieben Wahlen (vor allem die mit unliebsamen Ausgang) beeinflussen können. Auch den Manipulationsvorwürfen begegnet man in Russland relativ gelassen. Noch am Wahlabend wurden zwei Vorwürfe mittels Videobeweis entkräftet. Die russischen Wahlen wurden nämlich per Videokameras überwacht. Auf diesem Weg sollen auch alle anderen Vorwürfe - die es aus dem Westen bereits gibt und die noch kommen könnten - ausgeräumt werden.
Team Putin und die WM
Bereits im Vorfeld hatte Wladimir Putin seine Wähler als Team eingeschworen. Wohl nicht zuletzt in Anlehnung an die bevorstehende Fußball-WM im eigenen Land. Als Team hat er sich und seine Landsleute auch danach tituliert. Obwohl die Schar der Feinde eine große ist, steht es für dieses Team jetzt mal 1:0. Und gefeiert haben die Russen schon mal, als hätten sie die WM gewonnen ...