Mit einem Budget von nur 500.000 Euro wird in Niederösterreich der Hollywoodstreifen My Jurassic Place gedreht. Der Plot: Eine Wissenschaftlerin möchte mit Saurier-DNA Leukämie heilen. Die Pharmaindustrie will das um jeden Preis verhindern. Es beginnt ein Wettlauf um Leben und Tod. alles roger? war dabei.
Text: Martina Bauer
Es raschelt im Unterholz. Jede noch so kleine Bewegung des Sauriers ist verräterisch. Das Tier hat den Eindringling genau im Blick. Lässt ihn nicht aus den Augen. Das weiß der Junge aber nicht, der da soeben über den Zaun geklettert ist. Karl weiß nicht, dass in dem kleinen Wald ein Deinonychus Raptor auf ihn lauert. Er war neugierig. Darum ist er den Eltern seines Klassenkameraden Max zu dem eingezäunten Grundstück gefolgt. Und jetzt steht er da. Im Gehege des Raptors ...
"Cut!" - die Stimme des Regisseurs Danny Bellens ist nicht zu überhören. Die Szene ist im Kasten. Endlich. Es waren mehrere Anläufe nötig. Mal war beim Klettern das Mikro am Hosenbund zu sehen. Dann wiederum machte das Absperrgitter zu viel Lärm. "Aaachtung! Kamera! Ton! Klappe! Action!" - Immer wieder die gleichen Anweisungen von Bellens, nach denen es am Set mucksmäuschenstill war. Nur das Flugzeug am Himmel hielt sich nicht daran. Abbruch. Und wieder musste Karl mit seinem Rad zurück zum Start, und die ganze Chose ging von vorne los.
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Die Szene ist Teil des Films My Jurassic Place von Drehbuch-Autor und Regisseur Danny Bellens. Er war es auch, der Hollywood-Star Michael Biehn, den man aus Filmen wie Terminator, Alien oder The Rock kennt, dessen Frau Jennifer Blanc und Sohn Alexander Biehn, sowie Hollywood-Schauspieler Swen Temmel zum Dreh nach Österreich holte.
Alexander Biehn (13) ist Karl. Er spielt die Rolle des Klassen-Bösewichts und sagt: "Ich liebe diese Rolle und möchte keine andere." Dem privat äußerst freundlichen und höflichen Burschen macht es großen Spaß, das Gegenteil von dem darzustellen, was er ist. Zu Hause in London, wo er mit seiner Mutter lebt, spielt er am liebsten Theater und geht in die Shakespeare-Klasse seiner Schule.
Seinen berühmten Vater sieht er aufgrund der Distanz nur zwei bis drei Mal pro Jahr. Umso größer war die Freude der Familienzusammenführung in Oberwaltersdorf. Michael Biehn stand am Rande der Szenerie und beobachtete seinen Sohn ganz genau. Im Gespräch mit alles roger? sagte er dann, dass er auf seinen Jungen extrem stolz ist. Dabei blitzten die ansonsten müde wirkenden Augen des Stars.
"Es ist der erste Film, den ich mit meinem Sohn Alexander gemeinsam drehe. Er ist wirklich ein tolles Kind", sagt Michael Biehn, der noch vier weitere Söhne hat. Der Hollywood-Schauspieler gibt in My Jurassic Place den Schulwart. In der Szene muss er vor allem seinen eigenen Sohn bändigen. Es ist keine große Rolle. Gegenüber alles roger? verriet Biehn aber, dass es bereits Gespräche über einen neuen Aliens-Streifen gibt. "Ich habe mich vor zwei Wochen mit Sigourney Weaver getroffen. Sie wäre auch wieder mit dabei. Aber vorerst sind es nur Gespräche."
Ansonsten scheint Michael Biehn aber keine allzu großen Schauspiel-Ambitionen mehr zu haben. "Ich kann von meinen früheren Erfolgen gut leben. Ich brauche keinen Luxus und führe mit meiner Familie ein ganz normales Dasein. Ich sehe meinen kleinsten Sohn aufwachsen. Das ist viel kostbarer als alles andere. Bei meinen bereits großen Kindern war mir das nicht vergönnt, weil ich da immer gearbeitet habe", sagt der 60-Jährige, der gemeinsam mit seiner Frau Jennifer Blanc eine Produktionsfirma betreibt. Auch Blanc, die unter anderem gemeinsam mit Salma Hayek in Everly spielte, hat in My Jurassic Place eine Gastrolle.
"Ich kenne Österreich von ein paar Urlauben", sagt sie. "Ich liebe es. Ich bin in New York aufgewachsen, und im Vergleich dazu ist Oberwaltersdorf das reinste Naturwunder. Es ist einfach toll, dass wir als Familie in diesem Film gemeinsam spielen und so die Tage in Österreich genießen können." Beim Interview sitzt sie, genau so wie Michael Biehn, mit uns auf einer Decke in der Wiese. Ganz entspannt, super easy, wie bei einem Tratscherl unter Freunden. Keine Spur von Hollywood-Allüren.
Nur den 16 Monate alten Dashiell hält es dabei kaum im Kinderwagen. Immer wieder schreit er "Dada, Dada, Dada" und zeigt dabei wild entschlossen auf Michael Biehn. Natürlich war auch für ihn noch genug Platz auf der Decke. Und schon eilte Alexander herbei, der da bereits sämtliche Einstellungen fertig gedreht hatte. Er umhätschelt seinen Halbbruder und sagt: "Ich liebe ihn und freue mich, dass ich jetzt nicht mehr der Kleinste bin." Und da war er wieder, der Stolz, der in Michael Biehns Augen aufblitzte. Denn auch Dashiell King Biehn hat in dem Film eine Rolle. Er ist Baby Max.
Unweit von uns sitzt der Hauptdarsteller des Films in seinem Geländewagen. Er - Swen Temmel. Ein gebürtiger Grazer, dessen Vater sich in L.A. mit seinem Temmel-Eis einen Namen machte und mit Arnold Schwarzenegger das Schatzi on Main aufbaute. Der 25-jährige Schauspieler absolvierte die Lee-Strasberg-Schule und ist seither in diversen Filmen, TV-Produktionen und am Theater zu sehen. alles roger? fragte ihn nach der bisher besten Rolle seiner kurzen Karriere. "Das war mit Sicherheit die, als ich im Malibu Playhouse mit der Legende Dick Van Dyke in The Sunshine Boys auf der Bühne stand."
Abgehoben ist er dennoch nicht. Das wird klar, als der Regisseur ankommt, ihm 50 Euro in die Hand drückt und sagt: "Swen, du musst noch mal in den Baumarkt fahren und noch eine Abdeckplane holen." Als wäre es das Selbstverständlichste, dass der Hauptdarsteller einkaufen fährt, antwortet dieser: "Vier mal sechs?" "Ja", lautet die knappe Antwort und schon brummte der Motor des Geländewagens mit dem Kennzeichen G - LA13.
Wieder zurück, verrät Temmel, dass er den Dreh in Oberwaltersdorf mit dem alljährlichen Heimaturlaub verbindet. "Damit ich mein Steirisch nicht verlerne", sagt er und lacht. Und tatsächlich, obwohl seit dem fünften Lebensjahr in den USA lebt, spricht Swen nach wie vor lupenreines Steirisch. In My Jurassic Place spielt er den Wissenschaftler Daniel, der erst auf der Seite der Pharma-Industrie steht, dann aber mit seiner Frau für die gute Sache kämpft. Für die müssen sie einem geklonten Saurier DNA entnehmen, um damit die Leukämiekrankheit des gemeinsamen Sohnes Max zu heilen.
Kurz vor dem Gespräch mit der Hauptdarstellerin ging es dann zurück ins Backoffice. In die Bettfedernfabrik Oberwaltersdorf. Dort wurde soeben Rappi angeliefert. Direkt aus L.A.. In einer 220 Kilo schweren Holzbox, in der die 35 Kilo schweren Teile für den 3,5 Meter hohen und 2,5 Meter langen Saurier lagern. "Den muss ich jetzt noch nachbearbeiten", sagt Danny Bellens, der nicht nur Drehbuchautor und Regisseur sondern auch Make Up Artist ist. Mit diesem Filmprojekt will der gebürtige Belgier auch jungen, ambitionierten Menschen Mut machen. Insgesamt kostet der Streifen eine halbe Million Euro. "Finanziert wird das alles über Product Placement. Es ist halt viel Rennerei, aber es funktioniert, auch ohne viel Geld am eigenen Konto", sagt Bellens.
Mit den Finanzen beschäftigt sich Nikita Black nicht. Sie ist die Hauptdarstellerin und verkörpert Max' Mutter Luisa. Wie ihr Mann, ist auch sie Wissenschaftlerin. Beide leben in den USA. Als sie Daniel, der nebenbei Sänger ist, erwischt, wie er nach einem Auftritt von Mädels abgeschmust wird, verlässt sie ihn und fliegt mit Max zurück nach Österreich. Erst hier gelingt es ihr, einen Saurier zu klonen. Der wird auf den Namen Rappi getauft und wächst bei Luisa und Max wie ein Haustier auf. Als dann auch noch Daniel seiner kleinen Familie nach Österreich folgt, scheint alles perfekt zu sein. Bis dann Rappi eines Tages zu seinem Freund Max in den Rucksack klettert und unbemerkt mit in die Schule genommen wird. Damit nimmt eine Verkettung unglücklicher Zufälle seinen Lauf...
Für die gebürtige Russin und in Österreich aufgewachsene Nikita Black ist es die erste große Rolle. "Bisher habe ich in einigen Produktionen von Michael Biehn mitgewirkt", sagt sie. Primär in den USA sowie in Kanada. Aber diese Rolle liegt mir. Die hat mir Danny fast auf den Leib geschrieben. Ich kann auch privat nicht aufgeben, wenn ich mir erst mal etwas in den Kopf gesetzt habe. Dann muss ich das durchziehen. Und so ist es in My Jurassic Place auch."
Von alldem hört Gary Lux nichts. Er steht am Waldesrand und sinniert vor sich hin. Sicher spuken ihm schon wieder Melodien durch den Kopf. Er ist nicht nur Tonmeister sondern wird auch die Filmmusik für den Streifen komponieren. "Das Hauptthema habe ich schon. Und auch ein Wiegenlied für Max. Bis März muss der komplette Film musikalisch unterlegt sein", sagt der Sänger und Musiker. Auf jeden Fall wird sie spannungsgeladen sein, denn es raschelt schon wieder im Unterholz.