BlackRock: Die geheimen Herrscher der Welt

Foto: 123rf
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Wie eine Krake hat der US-Finanzkonzern BlackRock die Wirtschaft umfasst. Auch in Österreich. Doch so unbekannt der schwarze Fels auch ist, so bekannt sind die Namen seiner Hintermänner.


Text: Klaus Faißner

Was haben die Erste Bank, OMV, voestalpine und Andritz gemeinsam? Sie sind Aushängeschilder der österreichischen Wirtschaft, sind an der Wiener Börse notiert - und sie gehören zu beachtlichen Anteilen einem US-amerikanischen Finanzhai namens BlackRock. Bei der Erste Bank und bei Andritz sind es beispielsweise vier Prozent. Doch der "schwarze Fels", den so gut wie keiner kennt, hat nicht nur hier seine Finger im Spiel, sondern auch in jedem anderen größeren börsennotierten Unternehmen Österreichs. Auch in Deutschland hält kein anderer Investor so bedeutende Anteile an jedem der größten 30 Börsenunternehmen wie BlackRock. Bei rund einem Drittel sind die New Yorker sogar der größte Einzelaktionär. Dementsprechend groß ist auch der Einfluss: Wie erst kürzlich bekannt wurde, verhinderte BlackRock, dass der Chef der mächtigen Deutschen Bank Josef Ackermann 2012 direkt in den Aufsichtsrat wechselte. "Es fällt hier im Haus keine wesentliche Entscheidung gegen den Willen von BlackRock", zitiert der Wirtschaftsjournalist Hans-Jürgen Jacobs in seinem Buch "Wem gehört die Welt" einen Manager der Deutschen Bank. Auch bei den kleineren börsennotierten Unternehmen in Deutschland hat BlackRock seine Finger im Spiel. In den USA ist die Situation ähnlich: Der Technologiekonzern Apple ist zu 5,7 Prozent im Besitz von BlackRock, Microsoft zu 5,8 Prozent und der Ölmulti Exxon zu rund sechs Prozent. Auch bei der derzeitigen Fusion der Gentechnikgiganten Monsanto und Bayer ist BlackRock die treibende Kraft. Bei Monsanto ist der Finanzkonzern der zweitwichtigste und bei Bayer der wichtigste Aktionär. BlackRock verhandelt mit BlackRock, könnte man überspitzt sagen. Die Fusion soll für weniger Konkurrenz am Markt, höhere Preise für Bauern und letztlich mehr Profite für BlackRock sorgen. Das ist ein Beispiel dafür, warum das Finanzsystem die Zahl der Superreichen explodieren ließ: Gab es im Jahr 2000 auf der Welt 470 Milliardäre, so waren es 2010 rund 1.000 und im Vorjahr bereits über 1.800. Gleichzeitig gehen noch immer 800 Millionen Menschen weltweit hungrig ins Bett.

5.000.000.000.000 Dollar

BlackRock verwaltete Ende 2016 die unglaubliche Summe von über 5,148 Billionen Dollar. 5.148.000.000.000 Dollar. Das ist das 15-Fache aller in Österreich in einem Jahr erzeugten Waren und Dienstleistungen. "BlackRock ist überall", schreibt die Wirtschaftsjournalistin Heike Buchter in ihrem Buch über die "heimliche Weltmacht". "Bei BlackRocks Umgestaltung der Märkte geht es darum, wie das Finanzsystem künftig unsere Wirtschaft am Laufen hält. Es geht um die Finanzierung von Unternehmen, Kommunen, Regierungen und wer die Konditionen dafür bestimmt und welche Risiken dabei entstehen.

Finanzkapitalisten regieren wieder, deshalb schwinden Arbeitsplatzsicherheit und soziales Netz."

Was BlackRock will, ist für die meisten Firmenchefs auch Befehl. Kein Wunder: BlackRock ist oft nicht nur der größte Anteilseigner des Unternehmens, sondern gleichzeitig auch ein wichtiger Gläubiger, der Anleihen und Kredite hält. Es ist vor allem ein Finanzprodukt, mit dem BlackRock das Finanzsystem umkrempelt und sich die Macht bei den Unternehmen sichert: Börsengehandelte Investmentfonds, sogenannte ETFs (Exchange Traded Funds, siehe Kasten). Dass von BlackRocks Macht nicht zu viel in die Medien kommt, habe Strategie: Diskretion ist oberstes Gebot. Inzwischen wird BlackRock in der Branche eine weit über die Betriebswirtschaft hinausgehende Bedeutung beigemessen: So bezeichnete der Deutsche-Bank-Chef John Cryan 2016 den "schwarzen Felsen" als "letzte Instanz" der weltweiten Versorgung mit Liquidität - über die Zentralbanken hinaus.

 

Man reibt sich die Augen: Ein einziges unbekanntes Unternehmen greift nach der ganzen Welt? Was steckt dahinter? Alles dreht sich hier um Firmenchef Laurence "Larry" Fink. 2015 verdiente er 28,6 Millionen Dollar und damit mehr als jeder andere Manager der Welt. Wäre Hillary Clinton zur Präsidentin gewählt worden, hätte er gute Chancen auf das Amt des US-Finanzministers gehabt. Immerhin wurde er 2016 mit dem

Rockefeller-Preis des New Yorker Museums für Moderne Kunst ausgezeichnet, wo auch David Rockefeller anwesend war, Gründer der geheimen Bilderberger-Treffen.

 Enge Bande zu den Rothschilds

1952 geboren, in Kalifornien aufgewachsen, wurde Fink nach seinem Studium Wertpapierhändler bei der Investmentbank First Boston. Dort gehörte er Anfang der 1980er-Jahre zu den Erfindern der Hypothekenpapiere, die 25 Jahre später zu einer der schlimmsten Spekulationsblase überhaupt führen sollten - und damit zur Weltwirtschaftskrise 2007/2008. 1988 erhielt er eine Einladung von der Risikokapitalgesellschaft Blackstone, die nur drei Jahre zuvor mit einer Finanzierung der Familie Rothschild gegründet worden war. Randall Rothschild war hier bis vor Kurzem in führender Position tätig. Fink erhielt fünf Millionen Dollar Startkapital und sollte damit das Anleihen- und Rentenpapiergeschäft aufbauen. Blackstone ist derzeit der größte Immobilienbesitzer der Welt.

 Fink löste sich 1992 von Blackstone und nannte sein Unternehmen nun BlackRock. Aus dem "schwarzen Stein" entwickelte sich nun der noch mächtigere "schwarze Fels", der 1999 an die Börse ging. 2006 erfolgte die Fusion mit der Fondssparte von Merrill Lynch, einer Investmentbank, an der ebenfalls die Rothschilds beteiligt sind. Unmittelbar danach kam es zur Immobilienkrise in den USA, an der Fink - wie oben erwähnt - nicht unschuldig war. 2009 übernahm BlackRock schließlich um 13,5 Milliarden Dollar die gesamte Vermögensverwaltung von Barclays. Die Londoner Großbank ist laut einer Studie der Eliteuniversität ETH Zürich aus dem Jahr 2007 das einflussreichste Unternehmen der Welt - und gilt als das Flaggschiff der Familie Rothschild. In Österreich steckt Barclays hinter der Privatfirma ORS, die im Auftrag der österreichischen Regierung die wichtigsten Asylantenheime wie Traiskirchen betreibt, wie die Zeitschrift Info-direkt aufdeckte.

 Ob dies eine Verschwörung ist? Möglicherweise. Eine Theorie? Sicher nicht. Oben genannte Fakten stammen fast ausschließlich aus Hauptstrom-Quellen wie dem Finanzportal Bloomberg oder dem österreichischen Geld-Magazin. Letzteres erwähnte bereits 2012 "vier Beteiligungsmoloche", die multinationale Konzerne weitgehend in der Hand hätten: "Es sind die von der Rothschild-Familie kontrollierten Finanzholdings BlackRock, State Street, Vanguard und Fidelity."

 Wirtschaftskrise als Durchbruch

Als die Politik vor einigen Jahren Banken mit Milliarden Steuergeldern rettete, versprach sie, den Raubtierkapitalismus bändigen zu wollen. Tatsächlich verschärfte sie die Gesetze für "normale" Geschäftsbanken, was allgemein begrüßt wurde. Diese müssen seither beispielsweise einen höheren Eigenkapitalanteil aufweisen. Doch für Investmentgesellschaften wie BlackRock galten weniger strenge Auflagen. Die Folge: Die Krise spülte sie als "Schattenbanken" erst recht nach oben. Notenbanken pumpten enorme Geldmengen in die Wirtschaft. "Die schrankenlose Geldvermehrung führt zu einer Unternehmenskonzentration, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat", erklärt der Wirtschaftsjournalist Hans-Jürgen Jacobs. Demnach wickeln Schattenbanken inzwischen 25 Prozent aller Bankgeschäfte ab und verleihen 60 Prozent aller Kredite. Es sei eine Parallelwelt entstanden, über die immer mehr Spargelder in den Wirtschaftskreislauf kommen - eine ähnlich unheilvolle Entwicklung wie 2008 im offiziellen Bankengeschäft.

 Doch nun macht sich BlackRock daran, auch direkt Politik zu machen. In den USA rief Chef Fink den Rentennotstand aus und lieferte auch gleich die Lösung: Private Vorsorge, verordnet als staatlicher Zwang. Damit BlackRock und die anderen Vermögensverwalter weiter wachsen können, müssten Sparer noch mehr zur Seite legen und müsste der Staat noch weiter zurückweichen. Das stieß vielen US-Amerikanern auch sauer auf, denn sie hatten nicht vergessen, dass sie durch die Finanzkrise oft einen erheblichen Teil ihrer privat angelegten Pensionen verloren.

 Lösung: Kapital an die Leine

Gibt es Lösungen, außer auf den nächsten Crash zu warten oder so lange, bis alles BlackRock & Co. gehört? Ja, meint der renommierte Ökonom Heinrich Wohlmeyer, Großneffe des ehemaligen ÖVP-Bundeskanzlers Julius Raab in seinem Buch "Empörung in Europa": Das wichtigste wäre die Streichung der bisherigen Schulden der Staaten bei den Großkapitalisten. Da dies langwierig verhandelt werden müsste, ließen sich zuerst folgende Maßnahmen bei politischem Willen schnell durchsetzen:

> Einführung von Steuern auf Finanztransaktionen

> Besteuerung der Großvermögen, besonders im Finanzbereich

> Einführung einer Internetabgabe, zum Beispiel für Pornoseiten.

Zusätzlich müssten Kapitalverkehrskontrollen eingeführt werden, um eine Kapital- und Steuerflucht zu verhindern. In Island konnte mit letzterer Maßnahme die Wirtschaft innerhalb weniger Jahre wieder stabilisiert werden, was zuvor kein gängiger Wirtschaftsexperte für möglich hielt. "Größere internationale Kapitalbewegungen müssten wieder meldepflichtig werden. Es müsste die Regel gelten, dass sie automatisch genehmigt sind, wenn die Behörde nicht binnen 24 Stunden widerspricht. Dies würde einerseits die Spekulationen massiv treffen und andererseits der Realökonomie nicht schaden; wenn nämlich ein seriöses Geschäft eine 24-Stunden-Frist nicht verträgt, dann ist es wohl kaum realökonomisch wertvoll", so Wohlmeyer, der sich auch für den EU-Austritt Österreichs einsetzt.

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